Sie mögen Tiere, wollen einfach helfen, wissen aber noch nicht wie, haben womöglich wenig Zeit?
Alles kein Problem.
Zunächst einmal: Jede helfende Hand kann gebraucht werden, egal welches Vorwissen Sie einbringen. Zeit spielt zwar in der Tat eine Rolle, aber selbst wenn Sie nur ein einziges Wochenende in der Mähperiode erübrigen können, erweisen Sie den Tieren einen großen Dienst!
Hier ein paar Tipps, wie Sie am besten helfen können:
Warum ist das so?
Die Wiese gehört dem Landwirt und Jungwild fällt in die "Zuständigkeit" von Jägern.
Gemeinsam sind sie laut Tierschutzgesetz verpflichtet, vorbeugende Maßnahmen zu ergreifen. Zur Aufgabe der Jäger gehört auch die Hege. Folglich nehmen sie die Jungwildrettung sehr ernst. Sie kennen aus täglicher Beobachtung die Standorte der Ricken und können erste Einschätzungen abgeben.
Falls im schlechtesten Fall ein Kitz übersehen und schwer verletzt wird, muss außerdem eine kundige Person vor Ort sein, die die Berechtigung hat, das Tier von seinem Leid zu erlösen.
Nicht zuletzt kann es vorkommen, dass sich außer Kitzen und Hasen auch anderes Wild wie z. B. Schwarzwild in der Wiese befindet. Auch in diesem Fall ist es vorteilhaft, jemanden an der Seite zu haben, der die Situation fachlich einschätzen kann und weiß, was zu tun ist.
Abgesehen davon handelt es sich bei Jungwildrettung um eine jagdliche Tätigkeit, weshalb bei der Jungwildrettung immer auch ein zuständiger Jagdausübungsberechtigter oder ein von ihm bestimmter Vertreter anwesend sein muss. Um nicht Gefahr zu laufen, sich der Wilderei schuldig zu machen, gehen Sie deshalb niemals eigeninitiativ auf Kitz-Suche! Mehr Informationen dazu finden Sie hier.
Bedenken Sie bitte außerdem - auch wenn Sie der Jagd als solches kritisch gegenüber stehen -, dass Sie bei der Jungwildrettung an einem gemeinsamen Ziel arbeiten. Gehen Sie deshalb bitte respektvoll miteinander um und lassen Abneigungen zu Hause. Eine gute Stimmung und vereinte Zusammenarbeit ist für diese Arbeit von großer Bedeutung.
Finden Sie einmal ein Kitz bei einem Spaziergang, nehmen Sie es niemals einfach mit. Die Mutter kommt nur 3-4-mal pro Tag zu ihrem Jungen. Den Rest der Zeit bleibt es alleine und versteckt und wird aus sicherer Entfernung von der Mutter beobachtet. Auch das ist ein Schutzmechanismus, den es unbedingt zu beachten gilt.
Sollten Sie Zweifel haben, informieren Sie den Jagdpächter. Diesen ermitteln Sie über die zuständige Untere Jagdbehörde oder Ihre Gemeinde.
Alleingänge - seien sie auch noch so gut gemeint - sind unbedingt zu vermeiden!
Tragen Sie sich in unsere Datenbank ein. Mit Ihrem Eintrag stellen Sie sich Hilfesuchenden zur Verfügung, die sich bei Bedarf bei Ihnen melden.
Sollten Sie keine Anfrage über die Datenbank erhalten, bleiben Sie dennoch nicht tatenlos. Organisieren Sie sich mit Familie, Freunden, Nachbarn, Vereinen etc. selbst, sprechen Sie mit Landwirten und Jägern in Ihrer Umgebung und bieten Ihre Hilfe an. Für das Ablaufen von Wiesen, das Stecken und spätere Entfernen von Scheuchen kann immer Unterstützung gebraucht werden.
Vernetzen Sie sich in Ihrer Umgebung unbedingt auch selbst weiter, um noch einen größeren Helferkreis zu bilden. Keine Internetseite kann ersetzen, was Sie im Freundeskreis im persönlichen Gespräch erreichen können.
Bilden Sie Chat-Gruppen oder sprechen Sie doch auch einfach Gassigänger oder Anwohner an. Vielleicht möchten sie sich anschließen, wenn es ans Mähen geht.
Bestehende Organisationen finden Sie hier. Vielleicht ist eine davon ja in Ihrer Nähe.
- Anfragen kommen manchmal sehr kurzfristig. Seien Sie darauf eingestellt, am Abend vor der Mahd Bescheid zu bekommen, dass Sie am nächsten Morgen bei einem Einsatz gebraucht werden.
- Einsätze sind - besonders wenn unter Verwendung von Drohnen mit Wärmebildtechnik - in der Regel sehr früh am Morgen. Nicht selten treffen sich die Teams bereits vor 5 Uhr.
- Zu Beginn der Drohneneinsätze ist es meistens noch recht dunkel. Damit Sie sicher durch die Wiese laufen können, nehmen Sie sich bitte eine Taschenlampe mit. Eine Warnweste sorgt für zusätzliche Sicherheit.
- Um bei einem Fund Körperkontakt zu vermeiden, nehmen Sie ein Kitz nur mit großzügigen Grasbüscheln in die Hände. Drücken Sie es beim Transport zur Box nicht an sich! Zusätzlich können Sie Handschuhe mitbringen. Das können sterile Einmalhandschuhe sein oder - der Umwelt zuliebe - Gartenhandschuhe, die zuvor nur mit natürlichen Gerüchen wie Gras und Erde in Berührung gekommen sind.
- Ob das Wetter eine Rolle spielt, entscheidet der Landwirt. Es ist aber vorteilhaft, wenn Sie den Wetterbericht ebenfalls im Auge behalten, um auf kurzfristige Anfragen vorbereitet zu sein. Bei starkem Regen wird in der Regel nicht gemäht.
- Allerdings sind die Wiesen früh morgens immer ziemlich nass. Bedenken Sie dabei, dass Sie durch hohes Gras laufen und nicht auf befestigten Wegen. Nehmen Sie sich deshalb gutes, am besten wasserfestes Schuhwerk mit. Für einen sicheren Tritt auf unebenem Boden sollten Ihre Schuhe über die Knöchel gehen. Das beugt Abknicken vor.
- Eine Regenhose sorgt dafür, dass Sie nicht bereits nach einigen Metern durchnässt sind.
- Tragen Sie auch bei guten Wetter lange Hosen, um Zeckenbisse zu vermeiden. Sinnvoll ist es, wenn Sie einen ausreichenden FSME-Impfschutz haben. Denken Sie daran, spätestens 2-4 Stunden nach dem Einsatz den gesamten Körper nach Zecken abzusuchen.
- Sind Sie regelmäßig auf Einsätzen, könnte sich die Anschaffung von Gamaschen lohnen. Sie schließen den Übergang von Schuh zu Hose gut ab.
- Denken Sie bitte auch an ausreichend Sonnenschutz. Sie werden sich bei konventioneller Suche ohne Drohne - manchmal über mehrere Stunden - ausschließlich in Gelände ohne Schatten bewegen.
- Wenn Wiesen gemäht werden, stehen sie in voller Blüte. Sind Sie allergisch, raten wir von der Arbeit im hohen Gras ab. Sie helfen aber auch, wenn Sie Kuchen backen oder Getränke spendieren.
- Nehmen Sie sich unbedingt ausreichend Getränke mit. Sie bewegen sich viel und oft in der Wärme ohne Schatten. Achten Sie deshalb gut auf Ihren Wasserhaushalt.
- Je nach Größe der Fläche(n) kann sich Kitzrettung über mehrere Stunden erstrecken. Haben Sie deshalb am besten auch einen Snack dabei.
- Seien Sie bitte zuverlässig. Haben Sie Ihre Hilfe zugesagt, rechnet man fest mit Ihnen.
- Kitz- bzw. Jungwildrettung ist harte Arbeit. Langes Laufen durch hohes Gras verlangt einem viel Kraft ab.
- Zudem darf nicht unterschätzt werden, was es bedeutet, sich über längere Zeit hoch konzentrieren zu müssen. Hilflose Tiere danken Ihnen aber jede Selbstmotivation.
- Erschrecken Sie bitte nicht, wenn im Zuge der Organisation von Waffen gesprochen wird (Messer oder Kurzwaffen). Der Jäger, der den Einsatz begleitet, muss immer auch auf den Fall vorbereitet sein, dass etwas schief geht und ein schwer verletztes Tier rasch von seinem Leid erlöst werden muss. (Mehr dazu unter "Wenn doch etwas schief läuft".)
Trotz aller Sorgfalt und aller Maßnahmen können Unfälle passieren:
- Man übersieht ein Tier, das - selbst vor dem Blick einer Wärmebildkamera - allzu gut versteckt ist,
- Besonders „abgebrühte“ Ricken legen ihr Kitz nachts neben eine Scheuche,
- Ricken haben sich über Jahre an Beunruhigung gewöhnt und lassen sich kaum mehr abschrecken
- etc.
Deshalb empfiehlt es sich, am Tag der Mahd die Fläche entweder mit einer Drohne abzufliegen oder noch einmal in einer engen Kette die Wiesen abzulaufen und sehr genau hinzusehen. Verlassen Sie sich niemals zu 100 Prozent auf Scheuchen und Vergrämungsmaßnahmen.
Erlösen durch den Jäger
Im schlimmsten Fall wird ein Tier schwer verletzt und muss erlöst werden - ein Szenario, das niemand erleben möchte. Und dennoch kann es vorkommen. Bitte stellen Sie sich darauf ein, dass, sollte das passieren, der Jäger vor Ort das Kitz erlösen muss - entweder mit einem Messer oder durch einen Schuss. Niemand tötet so ein kleines Wesen leichtfertig, geschweige denn gerne. Im Sinne des Tierschutzes, zu dem auch das rasche Erlösen von Leid gehört, ist diese Maßnahme in einem solchen Fall aber unbedingt notwendig. Mähmaschinen hinterlassen in den seltensten Fällen so leichte Verletzungen, dass ein Jungtier gerettet werden kann. Bitte verlassen Sie sich in dem Fall auf das Urteil des Jägers und lassen ihn notwendige Schritte einleiten.
Erlösen durch einen Tierarzt
Wird eine Fläche nach der Mahd nicht noch einmal kontrolliert, kann es vorkommen, dass ein verletztes Tier unbemerkt bleibt. Entdecken Sie ein solches, verschwenden Sie keine weitere Zeit. Kennen Sie den zuständigen Jagdpächter, ist dieser unverzüglich zu holen, damit er das Tier erlösen kann. Sollten Sie niemand Verantwortlichen kennen, kann die Suche mitunter länger dauern und somit das Leid des Tieres unnötig hinauszögern. Bringen Sie in dem Fall das verletzte Kitz schnellstmöglich zu einem Tierarzt, der es versorgen (in seltenen Fällen möglich) oder einschläfern kann. Handeln Sie niemals eigenmächtig!
Sollte so etwas passieren, ist das niederschmetternd und schmerzt. Lassen Sie sich dadurch aber bitte nicht entmutigen, weiter zu machen. Denken Sie an die vielen Tiere, die durch Ihre Hilfe gerettet werden können!
- Kitzrettung ist keine Modeerscheinung und darf auch nicht zu einer degradiert werden!
Bei der Jungwildrettung handelt es sich um eine Unterstützung der Landwirtschaft und Jagd, bei der es um Leben und Tod geht. Wer sich einer Organisation anschließt oder eine gründen möchte, sollte sich bewusst sein, dass es sich um eine ernste zeit- und kraftraubende Arbeit handelt, die Durchhaltevermögen, Verlässlichkeit und Konsequenz fordert.
- Kitzrettung "probiert" man nicht "eben mal so aus", weil man "gerade nichts Besseres vor hat".
Um Sie bestmöglich darüber zu informieren, was als Kitzretter auf Sie zukommt, haben wir die wichtigsten Punkte zusammengefasst ("Worauf müssen Sie sich einstellen?"). Bitte setzen Sie sich rechtzeitig und eingehend damit auseinander, ob Sie den Anforderungen gerecht werden möchten und können. Denn stellen Sie sich zur Verfügung, so bedeutet das, dass sich eine ganze Gruppe von Menschen - und natürlich das Jungwild - auf Sie verlässt.
- Nehmen Sie sich Zeit.
Konsequente Jungwildrettung kostet Zeit. Die beginnt mit umfassender Vorbereitung, danach - während der Hoch-Zeit - in der Regel mit dem Weckerklingeln um 3 oder 4 Uhr morgens und geht - je nach eingesetzter Technik - bis in den späten Vormittag oder den ganzen Tag. Auch Einsätze am Abend, wenn es kühler wird, sind keine Seltenheit. Und das alles nicht nur am Wochenende. Prüfen Sie sich selbst: sollte Ihnen die Auseinandersetzung mit dem Thema im Vorfeld bereits zu zeitaufwendig sein, werfen Sie gerne einen Blick auf die vielen weiteren Möglichkeiten, wie Sie sich einbringen können, auch wenn Sie nicht bei jedem Einsatz dabei sein können. Auch hierzu finden Sie Anregungen auf unserer Seite unter den FAQ.
Damit es im Ernstfall kein Durcheinander gibt, gibt es ein paar Dinge zu beachten. Wir haben sie in einem Verhaltens-Codex für Sie zusammengefasst.
Wir freuen uns natürlich über Menschen mit Engagement und viel Zeit, die sich ehrenamtlich für die Unterstützung bei der ersten Mahd zur Verfügung stellen. Wir sind uns aber darüber im Klaren, dass das nicht Jeder zu jeder Zeit bewerkstelligen kann. Wenn Sie also einmal absagen müssen, ist dies nicht weiter tragisch. Seien Sie aber fair Ihren Kollegen gegenüber und kündigen so früh wie möglich an, wenn Sie für einen Einsatz, eine gesamte Saison oder generell nicht (mehr) verfügbar sein können.