Vorwort von Hinnerk Schönemann

Mein Name ist Hinnerk Schönemann. Ich bin Schauspieler und Heubauer.
Jedes Jahr ab Ende Mai schaue ich auf den Wetterbericht und will raus auf die Wiesen und das schönste Heu machen. Die Felder liegen malerisch an einem Fluss, umgeben von Wald und Äckern. Und genau das ist mein Problem.

Wahrscheinlich kommen alle Rehe aus der gesamten Umgebung und legen sich auf meinen Wiesen ab. Überall liegen Kitze. Überall. Jedes Jahr derselbe Stress: Wie schaffe ich es, gutes Heu zu machen und keine Kitze zu verletzen? Ich glaube, ich habe jedes Jahr Mittel und Wege ausprobiert, um die Rehe vor der Mahd aus meinen Wiesen zu vertreiben.

Im Laufe der Jahre musste ich einsehen, dass die Kraft der Natur stärker war, als meine Anstrengungen. Also musste ich mir einen anderen Weg suchen.
Und hab ihn gefunden, im Einklang mit der Natur. Ich mähe anstatt zweimal im Jahr nur noch einmal. Egal, wie das Wetter ist, gehe ich nicht vor dem 01. Juli raus zum Heu machen. Endlich ein ruhiges Gewissen, endlich eine Sicherheit.
Allerdings habe ich einen wirtschaftlichen Schaden in Form von weniger Heuballen. Zum Glück bin ich nicht davon abhängig und ich weiß auch, dass mein Weg für viele Heubauern nicht in Frage käme, weil sie auf die Futtermittel angewiesen sind.
Dennoch gibt es schon heute Mittel und Wege für Bauern, um mit reinem Gewissen schon frühzeitig im Jahr zu mähen. Die einzelnen Methoden werden wir hier näher beschreiben. Entschieden Sie selbst, welcher Weg mit welcher Methode zu Ihnen passt. Am Ende muss unser aller Ziel sein, keine Bilder von niedergemähten Kitzen zu zeigen und zu sehen.

Hinnerk Schönemann (Schauspieler und Landwirt)

Projekt Kitzrettung-Hilfe – am Anfang war die Notwendigkeit

Ein kurzes, schmerzhaftes Fiepen, ein Rumpeln und das zerbrechliche Wesen haucht zwischen den gewaltigen Messern der Mähmaschine sein Leben aus - die feinen Knochen zertrümmert, der Körper aufgeschlitzt. Der vermeintliche Schutz des hohen Grases, in dem sich das Rehkitz instinktiv vor der drohenden Gefahr weg ducken wollte, ist ihm zum tödlichen Verhängnis geworden. Noch Tage lang wird die Mutter des Jungen an die Stelle kommen, wo sie es abgelegt hat, und nach ihm suchen.

Die eigentliche Tragik: viele dieser Unfälle, von denen jährlich hunderttausende passieren, lassen sich weitgehend vermeiden, wenn Landwirte, Jäger und Hilfskräfte gemeinsam Vorkehrungen treffen. Doch dafür müssen sie dringend zusammenarbeiten.

Die Geburtsstunde von Kitzrettung-Hilfe

Um diese Zusammenarbeit zu fördern, trafen sich im Februar 2017 erstmals Landwirte, Jäger, Tierschützer, Biologen, Förster und Politiker zu einem großen Runden Tisch in Lauterbach (Hessen), um gemeinsam wirkungsvolle Methoden zur Rettung junger Tiere vor der ersten Mahd zu erarbeiten. Der konstruktive Abend mit rund 60 Teilnehmern endete nach etlichen Stunden mit dem Wunsch Aller, sich besser zu vernetzen und geschlossener zusammen zu arbeiten.

Der Initiator, Hans-Ullrich Weidner, Vorsitzender der Jägervereinigung Lauterbach e. V. und seine beiden Mit-Organisatorinnen, Kathrin Jacob, seinerzeit Tierschutzbeauftragte besagter Jägervereinigung, und Barbara Bausch, Vorstandsmitglied des Tier- und Naturschutz Unterer Vogelsberg e. V., nahmen sich diesen Wunsch zu Herzen und erarbeiteten ein umfassendes Konzept, das die erforderliche Zusammenarbeit erleichtern sollte.

Besonders in schnelllebigen Zeiten, in denen unter Druck mehr und mehr geleistet werden muss, wird die Notwendigkeit deutlich, Jungwild vor den immer größeren und schnelleren Maschinen zu schützen und Landwirte bestmöglich zu unterstützen, um die geltenden Tierschutzgesetze umsetzbar zu machen. Doch müssen alle gleichermaßen zusammenarbeiten.

Diese Seite soll dieses Bemühen unterstützen.

Viele Hände und weite Kreise

Nicht von der Hand zu weisen ist nach wie vor, dass verantwortungsvolle Kitzrettung viele helfende Hände braucht. Dazu riefen die Initiatoren seinerzeit deutschlandweit auf: Plakate, Anzeigen und ein umfangreicher Informationsfolder wurden zu dem Zweck ehrenamtlich angefertigt. Sie finden diese Dokumente unter „Downloads“. Seither wächst die Zahl an Organisationen, Drohnenpiloten und freiwilligen Helfern Jahr für Jahr kontinuierlich an. Weitere Netzwerke folgten in ähnlicher Aufmachung und die Jungwildrettung im Frühjahr ist flächendeckend in der öffentlichen Wahrnehmung angekommen. Zudem gibt es kaum ein Medium, das zwischen Mai und Juli nicht darüber berichtet.

Frühzeitig Bewusstsein schaffen

Und da wir der Ansicht sind, dass ein gesundes Bewusstsein für das, was vor unseren Haustüren vor sich geht, nicht früh genug geschaffen werden kann, beziehen wir auch die Jüngsten mit ein: Ein komplettes Unterrichtspaket können Sie ebenfalls unter „Downloads“ oder "Hilfreiche Links" herunterladen. Es enthält Unterlagen zur Aufklärung und für Stationsarbeit sowie Tipps, wie schon die Kleinen sich aktiv einbringen können, ohne stundenlang durch Wiesen laufen zu müssen.

Freiwillige Helfer, die Landwirte und Jäger unterstützen möchten, sind notwendig und können sich das ganze Jahr über hier registrieren. Dabei spielt es keine Rolle, ob man Erfahrung hat, Jäger ist, einen Hund zur Hand hat oder nichts von alle dem. Kitzrettung geschieht in der Regel unter Anleitung des Jagdausübungsberechtigten, der Ihnen alle Schritte vorab erklären wird.

Und keine Angst: Der einzige Fehler, den man machen kann, ist, gar nichts zu tun.

Besonderer Dank

An dieser Stelle ein besonderer Dank an Manfred Wysocki, Revierhegemeister im Bundesverband Deutscher Jagdaufseher aus Zeven und Vorsitzender des Verbands Deutscher Wildtierretter e. V., dessen Unterstützung, Öffentlichkeitsarbeit und Programmierung der Helferdatenbank der deutschlandweiten Verbreitung und Popularität von Kitzrettung-Hilfe enormen Aufwind gegeben hat.